FAQ´s
Bei der Planung von Mountainbiketrails kommt zwangsläufig die Frage nach dem Umwelt-/Naturschutz auf. Hier wird oftmals von beiden Seiten aus mit Stammtischparolen argumentiert. Dies ist eigentlich nicht nötig, da das Mountainbiken und dessen Auswirkung auf die Umwelt schon seit vielen Jahren wissenschaftlich untersucht wurde. An dieser Stelle wollen wir uns den gängigen Vorurteilen stellen und versuchen Licht ins Dunkel zu bringen.
Mountainbiken ist nur eine Modeerscheinung/ Randsportart
Das Mountainbiken wie wir es heute kennen hat sich ca. in der mitte der 1970er Jahre entwickelt. Seit 1996 ist Mountainbiken in der Kategorie „Cross Country“ eine olympische Disziplin.
Die Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse 2020 zeigt, dass 3,6 Millionen Menschen in Deutschland häufig mit dem MTB unterwegs sind und immerhin 12 Millionen ab und zu. Damit hat Mountainbike fahren das Fußballspielen – dies machen 3,15 Millionen häufig und 10,89 Millionen Menschen ab und zu – als eine der populärsten Sportarten in Deutschland abgelöst.
Quelle:
Bei der Präsentation der Marktdaten hat der Zweirad-Industrie-Verband ermittelt, dass 2020 in Deutschland insgesamt rund 736.000 Mountainbikes verkauft wurden, davon sind ca. 30% E-Bikes. In einer Studie des Wuppertaler Institutes für Klima, Umwelt, Energie und dem Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule vom Dezember 2020 wurde ermittelt, dass insgesamt 281.000 Personen in der Fahrradwirtschaft in Deutschland arbeiten und mehr 37,7 Milliarden Euro an Umsatz erwirtschaften. Dies sind beeindruckende Zahlen, die immer wieder genannt werden müssen. So wird deutlich, dass MTB keine Nische oder Trenderscheinung mehr ist.
Leider gibt es so gut wie keine Angebote im lokalen Umkreis. Fußballülätze, Turnhallen, Schwimmbäder, Wanderwege etc. gibt es regional sehr häufig. Leider wurde die Entwicklung des Mountainbikesports und damit die Schaffung von legalen Angeboten verschlafen. Lediglich in Bad Endbach ist ein offizieller Flowtrail, sowie in Marburg eine Vereinsstrecke für den Downhillbereich, vorhanden. Wir wollen ein weiteres, notwendiges, Angebot für die „breite Masse“ der Biker*innen schaffen.
Mountainbiken schädigt den Waldboden/ führt zu verstärkter Erosion
Die Auswirkungen des Mountainbikens auf den Wald(boden) ist gut erforscht. Nicht zu bestreiten ist es, dass es eine Auswirkung gibt. Diese ist jedoch im Vergleich zu anderen Nutzergruppen im Wald sehr gering. So äußert sich z.B. deutschlands bekanntester Förster Peter Wohlleben wie folgt:
„Der Effekt von Mountainbikes ist absolut vernachlässigbar für den Boden. Hauptursächlich und problematisch ist eher der Einsatz von Maschinen“
Quelle:
https://www.facebook.com/PeterWohlleben.Autor/videos/433188510943194/
„Trotz Anwendung verschiedener Methoden konnte kein eindeutiger Zusammenhang zwischen den ökologischen Schäden und der Frequentierung durch Mountainbiker festgestellt werden. Die Erosionsschäden werden durch den hohen Nutzungsgrad der Wege und erosionsbegünstigende Faktoren des Geländes verursacht. …… Auch weitere Erosionsschäden im Siebengebirge konnten nicht eindeutig auf Mountainbiker zurückgeführt werden. Es liegt nahe, dass auch Wanderer, die sich abseits von Wegen aufhalten, für ökologische Schäden erheblich mitverantwortlich sind.“
Beleg:
(Universität Köln, Geographisches Institut, Ergebnisbericht zum Geländepraktikum „Natursportarten und Ökologie, Sommersemester 2002, Seite 59)
Die Trails sollen von uns so naturverträglich wie möglich angelegt werden. Wir wollen mit baulichen Maßnahmen und Erosionsschutzmaßnahmen den Einfluss auf den Waldboden so niedrig wie möglich halten. Auch wenn das Vorurteil der rücksichtslosen Mountainbiker vorherschend ist, vergessen viele das wir gerne im Wald fahren und uns dieser nicht egal ist.
Mountainbiken schreckt das Wild auf/ schadet dem Wild
Ja und nein.
Jeder unvorhersehbare Kontakt stellt für ein Tier eine Störung da, insbesondere in Gebieten, in denen sich Tiere in Jäger und Beute unterteilen lassen oder in stark bejagten Gebieten, ist gerade die leise Annäherung ein großer Stressfaktor.
Doch es ist auch erwiesen, dass die feste Nutzung von Wegen Tiere grundsätzlich an den Kontakt – mit welchen Interessengruppen auch immer (z.B. Wanderer/ Mountainbiker) – gewöhnen kann und die Sicherheit bietet, eine Flucht aufgrund des gelernten, nicht vorhandenen Gefahrenpotentials, erst gar nicht anzutreten.
Quelle:
· Peter Wohlleben: https://www.facebook.com/PeterWohlleben.Autor/videos/433188510943194/
· Thomas Wöhrstein: Ökologische Auswirkungen des Mountainbike-Sports, Diplomarbeit an der Universität des Saarlandes, Fachrichtung Geographie, 1993, Seite 91
Papouchis (2001) hat die Reaktionen von Wildtieren auf Freizeitsportler in Utah untersucht und herausgefunden, dass Wildtiere beispielsweise Mountainbiker schon ab einer Entfernung von 380 Meter wahrnehmen, während es bei Wanderern nur 190 Meter sind. Dadurch dass Wanderer
erst so spät wahrgenommen werden und sie sich langsamer bewegen, fliehen Wildtiere deutlich länger. Sie reagieren deshalb auf Wanderer insgesamt zwölf Minuten und gerade einmal zwei auf Mountainbiker. Nur in sechs Prozent der Fälle flüchten Tiere vor Mountainbikern, dagegen in 60 Prozent vor Wanderern.
Quelle:
https://wildrecreation.com/2019/05/05/ist-mountainbiken-umweltschaedlicher-als-wandern/
1. Forstbetrieb
2. Jagdbetrieb
3. Hundeführern
4. Wandergruppen
5. Mountainbikern
6. Einzelwanderern
Mountainbiken fördert Verbissschäden/ stört die Fauna in ihrem Habiat
„Geradezu unverständlich ist es aber, dass heute Einschränkungen des
Betretungsrechtes, die einzig und allein den Jägern Vorteile bringen, ernsthaft
diskutiert werden können, ohne dass dagegen ein Sturm der Entrüstung losbraust.
Vermutlich liegt es vor allem daran, dass wir es normal finden, wenn Tiere vor uns
weglaufen. Nur wenn uns bewußt wird, dass wir diese Scheu den Jägern zu
verdanken haben, können diese nicht mehr mit dem Naturschutz argumentieren,
wenn sie uns aus ihren Revieren verdrängen wollen.“
Quelle:
(D. Weber, Ohne Jäger nicht wild. Warum Tiere und Erholungsbetrieb einander nicht vertragen, Nationalpark Heft 4, 7-10, zitiert nach Hans-Joachim Schemel, Wilfried Erbguth, Handbuch Sport und Umwelt, 3. überarbeitete Auflage, Aachen 2000, Seite 76/77)
„Vor allem die am häufigsten angewandte Jagdmethode „Ansitzjagd“, bei der durch
häufige Beunruhigung des Jagdreviers und geringer Effektivität (10 Ansitze für 1 Schuss) das Wild in dauerndem Stress gehalten wird, ist für die Störung des Biorhythmus verantwortlich. Die außerordentliche Zunahme der Erholungssuchenden und Sporttreibenden, sowie der verkehrstechnischen Erschließung im Wald, hat dagegen deutlich weniger Einfluss auf die Verbissschäden.“
Quelle:
(Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Wildverbiss, http://www.sdw.de/bedrohter-wald/wildverbiss/)
Mountainbiker beteiligen sich nicht an der Weginstandhaltung
Das stimmt nicht. Viele lokale MTB-Gruppen beteiligen sich aktiv an der Wegpflege. Es gibt auch jährlich einen weltweiten „Take Care Of Your Trails Day“ der International Mountain Bicycling Association (IMBA). Der DAV veranstaltet auch Kurse, in denen Wegewarte und Mountainbikende zusammen Wege pflegen.
Auch wir von der Abteilung Mountainbike des TSV Kirchhain räumen regelmäßig, vor allem nach Stürmen, alle Wege frei. Wir wollen auch weiterhin, gerne in Zusammenarbeit mit den lokalen Wandervereinen, helfen Wege zu pflegen und instandzuhalten.
Es gibt viele Konflikte zwischen Mountainbikern und anderen Interessengruppen
Ja es gibt Konflikte. Diese gehen von allen Seiten aus, auch von Seiten der Biker*innen. Jedoch halten sich im Rahmen. Betrachten wir mal wo die meisten Konflikte entstehen:
Konflikte entstehen zumeist auf breiten Wegen, welche gemeinsam von verschiedenen Nutzergruppen genutzt werden. Besonders wenn Wandergruppen (aber auch Bikergruppen) die Wege blockieren. Alles in allem sind Konflikte jedoch eher selten.
Quelle:
· Universität Köln, Geographisches Institut, Ergebnisbericht zum
Geländepraktikum „Natursportarten und Ökologie, Sommersemester 2002, Seite 59
· Prof. Dr. Karl-Reinhard Volz, Dr. Carsten Mann, Konfliktanalysen als Grundlage für die Entwicklung von umweltgerechten Managementstrategien in Erholungsgebieten – Eine Untersuchung zur sozialen Tragfähigkeit am Beispiel des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, Forschungsbericht der Universität Freiburg, 2006, Seite 194